Geologische, hydrologische oder atmosphärische Prozesse verstehen und erklären zu können – das ist grundlegender Bestandteil des Geographiestudiums. Dafür, wie diese auch im schulischen Kontext sinnvoll und motivierend vermittelt werden können und tiefere Einsichten in physisch-geographische Zusammenhänge gleichsam auch im Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel nutzbar gemacht werden können, liefert der Ansatz der Earth-System-Education didaktische und methodische Impulse. Dieser hat sich parallel zum geographiedidaktischen Diskurs entwickelt hat und Schüler:innen dazu befähigen soll, durch forschendes Lernen selbständig naturwissenschaftliche Erkenntnisse zu gewinnen und aus diesem Wissen konkrete Konsequenzen für ihr alltägliches Handeln abzuleiten.
Dieses didaktische Konzept wurde maßgeblich durch Prof. Dr. Nir Orion (Weizmann Institute of Science) geprägt. Gemeinsam mit seinem Kollegen Dr. Ariel Meroz (Hebrew University) besuchte er im April/Mai das GIUB, um den Ansatz der ESE mit Studierenden zu erproben. Der Workshop begann mit einer Kurzexkursion ins Melbtal, bei der die Studierenden in unmittelbarer Nähe des Instituts durch Beobachtungen erste Fragen zu geologischen Phänomenen formulierten.
Am darauffolgenden Tag führten die Studierenden kleinere Laborexperimente durch, um die im Melbtal aufgeworfenen Fragen im Rahmen eines selbstorganisierten Lernprozesses zu beantworten. Dieser zielte darauf ab, durch die Auseinandersetzung mit dem konkreten Untersuchungsmaterial zu abstrakten Schlussfolgerungen über geologische Prozesse zu gelangen.
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe ‚...mittwochs im GIUB‘ stellte Nir Orion zudem in seinem Vortrag ‚Climate crisis or educational crisis?‘ die aktuellen Perspektiven der ESE zur Diskussion und gab Einblicke in die didaktischen Überlegungen, die seiner Arbeit mit Schüler*innen und Studierenden zugrunde liegen.
Der Workshop endete mit einer eintägigen Exkursion ins Siebengebirge, wo exkursionsdidaktische Prinzipien der ESE unmittelbar erfahrbar und von den Studierenden in Anwendung gebracht wurden. Die in dieser Woche thematisierten Methoden sollten exemplarisch verdeutlichen, wie physisch-geographische Fragestellungen in einem forschungsgeleiteten Lernprozess bearbeitet und außerschulische Lernorte für die unterrichtliche Praxis nutzbar gemacht werden können.
Wir bedanken uns für die Unterstützung des Bonner Zentrums für Lehrerbildung (BZL) und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bonn (DIG) und hoffen, Prof. Dr. Nir Orion und Dr. Ariel Meroz auch künftig für Workshops und Projektkooperationen am GIUB begrüßen zu dürfen.