Mit insgesamt fünfzehn Professuren deckt die Forschung am GIUB fast die gesamte Breite des Faches ab, wobei die Physische Geographie und die Humangeographie gleichgewichtig vertreten sind.
In den kommenden Jahren werden Professor*innen und Wissenschaftler*innen des Fachbereichs in fünf bereichsübergreifenden Profilschwerpunkten gemeinsam an neuen Projekten arbeiten. Sie befassen sich mit den großen globalen Herausforderungen für menschliche Gesellschaften und das Erdsystem. Die Profilschwerpunkte liegen an der Grenze zwischen Physischer Geographie und Humangeographie und wurden gemeinsam an den Schnittstellen der Teildisziplinen entwickelt.
Die fünf neuen Profilschwerpunkte sind:
Water Futures
Der globale Wandel führt zu radikalen Veränderungen im Wasserkreislauf und zu einem zunehmenden anthropogenen Druck auf Wassersysteme. Im Mittelpunkt stehen Fragen
- zur Funktionsweise hydrologischer Systeme,
- zu den Magnituden von Extremereignissen,
- zur Entwicklung besserer Modelle für die Vorhersage der Funktion und Veränderung von Einzugsgebieten und
- zur Beobachtung von Prozessen und Veränderungen.
Ziel der Forschung ist die Entwicklung von Lösungen für eine nachhaltige, wissenschaftlich fundierte Bewirtschaftung der Wasserressourcen in Bezug auf Wasserquantität und -qualität zu finden und umzusetzen.
Risk and Security
Dieser Profilschwerpunkt befasst sich mit ganzheitlichen Risikokonzepten, verknüpften Aspekten von Sicherheit und dem kritischen Hinterfragen der Politiken und Geographien von (Un-)Sicherheit und Versicherheitlichung. Untersucht wird
- das Zusammenspiel von Gefahren, Anfälligkeit und Exposition in unterschiedlichen geographischen und soziokulturellen Kontexten sowie
- die ungleichen Landschaften und Erfahrungen von (Un-)Sicherheit, die sich aus ungleichen global-lokalen Machtverhältnissen ergeben.
Ziel der Forschung ist die Entwicklung von Konzepten und neuen Ansätzen der Katastrophenvorsorge, der Wassersicherheit und der menschlichen Sicherheit.
Governing Transformations
Dieser Profilschwerpunkt befasst sich mit gesellschaftlichen Veränderungen und sozial-ökologischen Transformationen und deren Bedeutung für nachhaltige Entwicklung in einer globalisierten Welt. Im Mittelpunkt stehen Fragen
- der Gestaltung wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Transformationen, z. B. in Bezug auf Energie- und Wassersysteme, Wohnungs- und Finanzmärkte,
- der industriellen und urbanen Entwicklung und
- der Anpassung an den Klimawandel und dessen Eindämmung.
In der Forschung werden sowohl fundamentale als auch inkrementelle Transformationsansätze untersucht – von technologischen Fortschritten, wirtschaftlichen Anreizen, staatlichen Regulierungen und öffentlicher Politik bis hin zu zivilgesellschaftlichen Initiativen und Verschiebungen in der geographischen Bildung. Besonderes Augenmerk liegt auf den Akteur*innen und Institutionen und damit den Governance-Konstellationen und
-Mechanismen in Transformationsprozessen.
Inequality and Justice
Dieser Profilschwerpunkt befasst sich mit Themen im Zusammenhang mit Gesellschaften, Siedlungen, Institutionen und Politiken. Ungleiche Verteilungen von Macht, Reichtum und Verfügungsrechte werden aus dem Blickwinkel sozialer, Klima- und Geschlechtergerechtigkeit untersucht. Dabei werden insbesondere theoretische Konzepte der Politischen Ökologie, feministischer und kritischer Theorien verwendet.
Die Arbeiten befassen sich mit Gesellschaften im Globalen Norden und im Globalen Süden und erforschen kritisch
- die sozialen, wirtschaftlichen und ökologischen Dimensionen, die Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten strukturieren, sowie Lösungen, um diese zu beseitigen,
- Prozesse auf verschiedenen Skalen von der kommunalen/lokalen Ebene bis hin zu globalen politischen Entscheidungsprozessen, z. B. zum Klimawandel und zur biologischen Vielfalt,
- Triebkräfte der Verwundbarkeit gegenüber dem Klimawandel und die Politiken von Anpassung und Fehlanpassung,
- Zugang zu Wasser und Energie als Quellen politischer Konflikte und Kooperationen sowie epistemische Hierarchien in Forschung und Politikgestaltung,
- Prekarität im Wohnungswesen,
- das Erbe des Kolonialismus in der Umwelt- und Entwicklungspolitik,
- Identität und Staatsbürgerschaft sowie
- Gerechtigkeit, (Un-)Sicherheit und Gewalt.
Land Surface Dynamics
Dieser Profilschwerpunkt untersucht Wechselwirkungen zwischen Landformen, Prozessen der Erdoberfläche, Wassersystemen, geologischen und biologischen Zyklen, Landnutzung und Klima. Untersucht und modelliert werden die Dynamik der Landoberfläche in der älteren Vergangenheit, in jüngerer Vergangenheit und in der Zukunft, wobei die räumlich-zeitlichen Muster und die Reaktionen des Erdsystems auf klimatische Einflüsse und Veränderungen der Bodenbedeckung und -nutzung variieren. Beispiele für wichtige Forschungsthemen, die in verschiedenen räumlichen und zeitlichen Skalen untersucht werden, sind
- die Landschaftsentwicklung im Laufe der Zeit unter dem sich ändernden Klima,
- die Modellierung von Wasser- und Sedimentflüsse im Kontext des Wasserressourcenmanagements und
- die Auswirkungen des Klimawandels auf Zyklen terrestrischer Ökosysteme (d. h. Kohlenstoff- und Wasserkreislauf und Energiebilanz).
Diese Themen überschneiden und ergänzen sich inhaltlich. Sie umfassen ein breites Spektrum grundlegender Forschungsfragen, die nur im intra-, inter- und transdisziplinären Dialog angemessen behandelt werden können. Die entlang der Profilschwerpunkte entstehenden Kollaborationen umfassen neben Wissenschaftler*innen des Geographischen Instituts auch Kooperationen innerhalb der Transdiszipinären Forschungsbereiche (Transdisciplinary Research Areas) sowie mit anderen Instituten und Forschenden der Universität Bonn, des Geoverbunds ABC/J, des geowissenschaftlichen Netzwerks in der Forschungsregion Aachen-Bonn-Köln/Jülich, und mit Forschungspartner*innen im In- und Ausland.