Im Mai 2025 hat Benedikt Walker seine Dissertation mit dem Titel „The German Hydrogen Sector in Global Production Networks: Structures, Agency, and Uneven Development“ am Geographischen Institut der Universität Bonn erfolgreich verteidigt. Die Arbeit wurde von Prof. Britta Klagge betreut, Zweitgutachter war Prof. Andrew Cumbers (University of Glasgow). Herzlichen Glückwunsch!
Die Dissertation entstand im Rahmen des DFG-Projekts „Governance der deutschen Wasserstoffwirtschaft und die Globalisierung der deutschen Energiewende“. Sie untersucht die strukturellen Herausforderungen des entstehenden grünen Wasserstoffsektors, die Handlungsspielräume zentraler Akteure sowie die ungleichen Entwicklungen, die durch die nationale Wasserstoffpolitik befördert werden. Aufbauend auf zwei Jahren qualitativer Forschung – bestehend aus Interviews, Dokumentenanalysen und teilnehmenden Beobachtungen – leistet die Arbeit einen konzeptionellen und empirischen Beitrag zum Verständnis der ökonomischen Implikationen der Energiewende und der Rolle staatlicher Industriepolitik in globalen Produktionsnetzwerken.
Die zentrale Argumentation lautet, dass Wasserstoff in Deutschland mit weitreichenden Erwartungen verknüpft ist, da er zugleich als Lösung für Energie- und Industriepolitik gilt. Diese doppelte Hoffnung bildet die Grundlage für ein breites politökonomisches Bündnis aus Unternehmen, Gewerkschaften und Umweltorganisationen, das staatliche Unterstützung einfordert – auch jenseits neoliberaler Leitbilder. Gleichwohl bleibt die Entwicklung des Sektors hinter den Erwartungen zurück, da die materiellen Eigenschaften von grünem Wasserstoff – insbesondere seine dauerhaft höheren Transportkosten im Vergleich zu fossilen Energieträgern – strukturelle Wettbewerbsnachteile für energieimportabhängige Volkswirtschaften wie Deutschland mit sich bringen.
Statt energieintensive Produktionsprozesse in Regionen mit reichlich erneuerbaren Energien zu verlagern, konzentriert sich das staatliche Handeln primär auf den Aufbau internationaler Importstrukturen für grünen Wasserstoff und dessen Derivate. Während die Mehrkosten der Defossilisierung derzeit noch weitgehend vom Staat getragen werden, ist mittelfristig mit einer Verlagerung dieser Kosten auf Unternehmen und letztlich Konsument*innen zu rechnen – mit potenziellen Risiken für die gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende. Die Arbeit skizziert daher eine alternative Wasserstoffstrategie, die deutsche Unternehmen stärker in die Lage versetzt, energieintensive Vorprodukte im Ausland zu fertigen und zugleich zur internationalen Entwicklung beizutragen.
Die Verteidigung war zahlreich besucht – Kolleginnen, ehemalige Studierende, Familienangehörige und Freundinnen waren vor Ort, um den Abschluss zu würdigen. Im Anschluss wurde gemeinsam angestoßen und die vergangene Zeit am Geographischen Institut Revue passieren gelassen, was der Feier einen ebenso persönlichen wie festlichen Rahmen verlieh.
Wir gratulieren Benedikt Walker herzlich zur erfolgreichen Verteidigung!