08. November 2023

Stolpersteinverlegung für Alfred, Margarete und Dora Philippson in Bonn Stolpersteinverlegung für Alfred, Margarete und Dora Philippson in Bonn

Stolpersteine sind kleine, in den Boden eingelassene Gedenktafeln. Sie erinnern an die Menschen, die in der NS-Zeit verfolgt, ermordet oder deportiert wurden. Zu diesen Menschen gehörten auch der Bonner Geographie-Professor Alfred Philippson, seine Frau Margarete und die Tochter Dora.

Alfred Philippson
Alfred Philippson © Archiv GIUB
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Am 15.11.23 werden vor der Königstraße 1 in Bonn drei Stolpersteine verlegt. Hier steht das Elternhaus des Bonner Professors für Geographie, Alfred Philippson. Er bewohnte es zusammen mit seiner Frau Margarete und seiner Tochter Dora. 1941 wurde das Haus von der Gestapo beschlagnahmt, weil die Philippsons jüdisch waren. Die anstehende Deportation versuchten Leo Waibel, Carl Troll sowie der Schwede Sven Hedin mithilfe ihrer Kontakte zu verhindern – ohne Erfolg! Im Sommer 1942 wurden Alfred, Margarete und Dora Philippson nach Theresienstadt deportiert. Hier bekamen sie auf Drängen Hedins den „Prominentenstatus A“ verliehen, der eine Deportation in ein Vernichtungslager verhinderte. In seinem spartanischen Zimmer schrieb Philippson das Buch „Wie ich zum Geographen wurde“. Dank der Übernahme des Lagers durch das Internationale Rote Kreuz entgingen die Philippson der Ermordung um wenige Tage. Im Juli 1945 kehrten sie nach Bonn zurück. Philippson erhielt seine Lehrbefugnis zurück und wurde mit der Ehrendoktorwürde der Naturwissenschaftlichen Fakultät ausgezeichnet. Erst in den 1950er Jahren wurde den Philippsons das elterliche Haus zurückgegeben. 1953 starb Alfred Philippson im Alter von 89 Jahren – seine Frau folgte ihm nur wenige Tage später.

Alfred Philippson wurde 1864 als neuntes Kind des Rabbiners und Publizisten Ludwig Philippson und dessen Frau Mathilde in Bonn geboren; die Königstraße 1 war das Elternhaus. 1882 nahm Philippson das Studium der Geographie, Geologie, Mineralogie und Nationalökonomie in Bonn auf. Wegen geringer Chancen als Jude im preußischen höheren Schuldienst angestellt zu werden, entschied er sich für eine akademische Laufbahn. Sein wissenschaftliches Arbeiten war dabei maßgeblich durch Ferdinand von Richthofen geprägt. Philippson folgte Richthofen 1883 von Bonn nach Leipzig und promovierte im Herbst 1886 mit dem physisch-geographischen Thema „Studien über Wasserscheiden“. Sein Jüdischsein stellte sich aber als beinah unüberwindbare Hürde heraus – erst auf ausdrücklichen Wunsch des fortschrittlichen Ministerialdirektors im Kultusministerium, Friedrich Althoff, wurde er 1891 habilitiert. Nach Stationen als Professor in Bern und Halle-Wittenberg war Alfred Philippson ab 1911 in Bonn tätig. 1935 wurde Philippson aufgrund der „Nürnberger Gesetze“ zum minderwertigen Staatsangehörigen erklärt und von der Reichsbürgerschaft ausgeschlossen. Wie das Schreiben des renommierten Hirt-Verlags von 1938 zeigt, wurde er sukzessive als Forscher diskreditiert. Mit 83 Jahren nahm er aber noch einmal seine Publikationstätigkeit auf!

Alfred Philippson in der Natur
Alfred Philippson in der Natur © Archiv GIUB
Bescheid über die Religionsangehörigkeit von Philippson
Bescheid über die Religionsangehörigkeit von Philippson © Archiv GIUB
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