2025 ist ein besonderes Jahr für das Bonner Geographische Institut, denn vor 150 Jahren erfolgte der erste Ruf auf eine neu eingerichtete Geographieprofessur an der Universität Bonn und die Einrichtung eines „Geographischen Apparats“ in der Philosophischen Fakultät. Dieses Jubiläum ist zum Semesterabschluss ein geeigneter und auch schöner Anlass für einen Rückblick zu den Entstehungsbedingungen des GIUB gewesen, die im Zusammenhang mit dem Ausbau der Geographie in Preußen als „Kolonial- und Schulfach“ zu sehen sind. Gleichzeitig war nach wechselvollen 150 Jahren eine aktuelle Standortbestimmung unseres heutigen Tuns am GIUB angezeigt. Die Feierlichkeiten fanden am 15. und 16. Juli 2025 statt.
Highlight des ersten Tages beim Blick zurück auf die Institutsgeschichte war die Eröffnung der umgestalteten GIUB-Infostation. Ausgehend von der Kritik durch Studierende an der monoperspektivischen Aufarbeitung des Wirkens von Carl Troll, hat sich in einem partizipativen Prozess nach und nach die Kontextualisierung der Kolonialität mit der Institutsgeschichte als Fokus herauskristallisiert. Die Infostation im repräsentativen Treppenhaus bietet nun Raum zum Entdecken und zum Fragenstellen, sie spricht Institutsgäste genauso an wie die Studierenden.
Einen größeren Zusammenhang stellte das anschließende Tischgespräch zu den jeweiligen Zeitumständen her, in denen sich Forschende jeweils befinden. Unter dem Thema „Gesellschaftliche und politische Rahmungen geographischen Arbeitens“ diskutierten Zeitzeugen und Kenner*innen der Szene über die Einschränkungen durch politische und gesellschaftliche Strömungen, aber auch die Möglichkeiten, die Zeitumstände bieten können. Am Tisch saßen unterschiedliche Generationen und Fachrichtigen vom Altrektor bis hin zur jungen Nachwuchswissenschaftlerin, was einen multiperspektivischen und lebhaften Austausch ermöglichte, Kontroversen hervorrief und verschiedene Mindsets deutlich werden ließ. Die Einwürfe aus dem Publikum waren letztlich das „Salz in der Suppe“ der konstruktiven Diskussionsveranstaltung. Den Abschluss des Rückblicks bildeten dann am Folgetag die „Geschichtssplittern aus dem Archiv“. Originalzitate der Professoren des GIUB aus der Zeit vor 1945 von Richthofen bis hin zu Troll belegten die Verwobenheit mit den jeweiligen Zeitumständen.
Ehrengäste zum Jubiläumsfest waren Rektor Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Hoch und die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Geographie Prof. Dr. Ute Wardenga. Beide schlugen den Bogen in die Gegenwart. Der Rektor hob unter anderem die große Lehrleistung des GIUB an der Universität hervor, die DGfG-Präsidentin die Rolle des Bonner Instituts in der deutschen Geographie. Der Blick in die Zukunft wurde anschließend durch die Vorstellung der fünf neuen Profilschwerpunkte in der Forschung am GIUB möglich. Neben den inhaltlichen Fokussen sind Vernetzung, Transdisziplinarität und Multiperspektivität zu den aktuellen gesellschaftlichen und Umweltproblemen kennzeichnend. Sie bieten vielfältige Möglichkeiten zur Einbindung in die Exzellenzcluster an der Bonner Universität.
Doch was wäre ein Universitätsinstitut ohne Studierende und Lehrende. Die Studierendenvertretung zeigte in einem kreativen alternativen Grußwort mit Bild und Musik die Studiensituation im GIUB auf. Hier wurde deutlich, welchen Mehrwert Geländeaufenthalte sowohl in der Humangeographie als auch in der Physischen Geographie haben. Die Lehre an der Schnittstelle von Universität und Berufspraxis wurde in den letzten Jahren tatkräftig von den Honorarprofessoren Prof. Dr. Karl-Heinz Erdmann und Prof. Dr. Thomas Zumbroich unterstützt, die mit Dankesworten in den Ruhestand verabschiedet wurden. Ebenfalls verabschiedet wurden die Absolvent*innen, die im akademischen Jahr 2024/25 Ihren Abschluss erworben haben. Deren Betreuer*innen würdigten die Studienabschlüsse mit persönlich überreichten Abschiedsurkunden. Den krönenden Abschluss bildete das von Fachschaft und GIUB gemeinsam veranstaltete alljährliche Sommerfest. Viele Gespräche mit den angereisten Ehemaligen und den jetzigen Institutsangehörigen und Studierenden, Eltern und Freunden dauerten bis in den späten Abend.
Das Institutsjubiläum war ein wunderbarer Mix aus kritischem Blick zurück, einer ehrlichen Bestandsaufnahme mit optimistischer Zukunftsaussicht und fröhlichem Wiedersehen und Beisammensein.