MiGeQua - Migrantische Gesundheitsverständnisse und -praktiken in diversen Quartieren

Das Forschungsprojekt „Migrantische Gesundheitsverständnisse und -praktiken in diversen Quartieren“, kurz „MiGeQua“ untersucht die Gesundheitspraktiken von Migrant*innen vor dem Hintergrund kulturell geprägter Verständnisse von Gesundheit, Krankheit und Heilung. Das Projekt wird an der Universität Bonn in Zusammenarbeit mit der Universität zu Köln durchgeführt und seit dem ersten Januar 2023 für 36 Monate von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Über das Projekt

Die Vorstellungen von Gesundheit und Krankheit unterscheiden sich in diversen menschlichen Gruppen zum Teil erheblich. Das betrifft auch die äußere Zuschreibung, ob eine Person „gesund“ oder „krank“ ist. Ebenso weicht das subjektive Gesundheits- bzw. Krankheitsempfinden teils erheblich voneinander ab. Aus diesen ungleichen Verständnissen heraus entstehen sehr verschiedene gesundheitliche Praktiken. Darunter versteht man all das, was Menschen tun, um gesund zu bleiben oder gesund zu werden.

Migrant*innen und Personen mit Migrationshintergrund haben sehr vielfältige Verständnisse von „Gesundheit“. Sie bringen Gesundheitsverständnisse und gesundheitliche Praktiken mit, die sie in ihren Herkunftsgesellschaften kennengelernt oder als Migrant*innen der sog. „Zweiten Generation“ von ihren Eltern erlernt haben. So unterscheiden sich zum Beispiel die sog. „Hausmittel“, die für bestimmte Erkrankungen, wie leichte Atemwegsinfekte, innerhalb von Familien verwendet werden. Diesen oberflächlichen Unterschieden liegen aber auf einer übergeordneten Ebene unterschiedliche Erklärungen für das Zustandekommen von Gesundheit und Krankheit zugrunde. Durch Migration lernen Menschen oft neue Erklärungen für Krankheit (und Gesundheit) und neue gesundheitliche Praktiken kennen. Diese mischen sich mit bestehenden Konzepten zu neuen Vorstellungen. Wir vermuten, dass in Quartieren, in denen Menschen mit ganz unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zusammenleben, neue Gesundheitsverständnisse entstehen – allerdings gibt es hierfür nur in Ansätzen wissenschaftliche Belege.

Dies ist der Ausgangspunkt des Forschungsprojekts „Migrantische Gesundheitsverständnisse und -praktiken in diversen Quartieren“, kurz „MiGeQua“. Dieses wird an der Universität Bonn in Zusammenarbeit mit der Universität zu Köln durchgeführt. Wir untersuchen die Gesundheitspraktiken von Migrant*innen vor dem Hintergrund kulturell geprägter Verständnisse von Gesundheit, Krankheit und Heilung. Seit dem ersten Januar 2023 wird das Projekt für 36 Monate von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.

Ausschnitt der Keupstraße in Köln-Mühlheim mit Geschäften und Passant*innen
Ausschnitt der Keupstraße mit Geschäften und Passant*innen © Kevin Becker/GIUB

„MiGeQua“ zielt auf die theoretisch-konzeptionelle Weiterentwicklung in der Auseinandersetzung mit kulturell geprägten Erklärungsmodellen von Gesundheit, Krankheit und Heilung. Den theoretischen Rahmen für das Projekt bietet die Praxistheorie, die zur Analyse migrantischer „medical diversity“ beim Zugang zu und der Inanspruchnahme von Gesundheitsdienstleistungen genutzt wird. Untersuchungsgebiete sind die Stadtquartiere Bonn Neu-Tannenbusch und Köln-Mülheim. In diesen durch hohe Herkunftsdiversität geprägten Stadtteilen wird untersucht, welche Medizinsysteme, Laientheorien und Erklärungsmodelle für Gesundheit und Krankheit die migrantischen Gesundheitspraktiken prägen. Wir untersuchen, welche Praktiken nebeneinander bestehen, sich gegenseitig beeinflussen und weiterentwickeln und wie sich dies auf die Strukturen der Gesundheitsversorgung innerhalb und außerhalb der Quartiere auswirkt.

Für die neusten Informationen zum Projekt MiGeQua folgen Sie uns gerne auf Twitter: @MiGeQua2023


Team

Projektleiter Carsten Butsch (Universität Bonn) arbeitet seit 17 Jahren in den Bereichen Stadt, Gesundheit und Migration. Seine Arbeit in transdisziplinären Projekten (teilweise von der DFG finanziert) behandelt städtische Gesundheitssysteme in Indien (Zugang zur Gesundheitsversorgung, Gesundheitsmonitoring), wobei innerstädtische Gesundheitsunterschiede ein zentraler Aspekt seiner Arbeit sind, und städtische Gesundheitsrisiken (Indien und Indonesien) aus Sicht des Risiko- und Katastrophenmanagements. Seit mehr als zehn Jahren beschäftigt er sich mit indischen Migrant*innen in Deutschland (zeitweise DFG-gefördert) und befasst sich mit ihren transnationalen Netzwerken, Praktiken und Identitäten. In seiner Forschung verwendet er hauptsächlich mixed method research (MMR)-Ansätze. Er arbeitet in etablierten Partnerschaften in Forschung und Lehre mit mehreren indischen Universitäten und Forschungseinrichtungen und ist in Deutschland und Europa mit einer Vielzahl von Wissenschaftler*innen eng vernetzt.

Projektleiterin Frauke Kraas (Universität zu Köln) arbeitet in den Bereichen der Minderheitenforschung (seit 1988), Stadtentwicklung (seit 1991), Migrant*innen- und Stadtgesundheit (seit 2005). Ihre Arbeit in inter- und transdisziplinären Projekten konzentriert sich auf urbane Transformationsprozesse, Stadtgesundheit, Katastrophen- und Risikomanagement, urbane Governance und urbanes Kulturerbe in Asien. Sie leitete das DFG-Schwerpunktprogramm „Megacities – Megachallenge: Informelle Dynamik globalen Wandels“ (2005-2013) und mehrere Projekte zu urbaner Gesundheit (in Indien und China) sowie zu Urbanisierung und Migration (Thailand und Myanmar).

Projektmitarbeiter Kevin Becker (Universität Bonn) wurde am 1. Januar 2023 als wissenschaftlicher Mitarbeiter für das MiGeQua-Projekt an der Universität Bonn eingestellt. An der Konzeption des Forschungsprojektes hat er bereits in einem frühen Stadium mitgewirkt und sich an der Erstellung des DFG-Antrags beteiligt. Es ist geplant, dass Kevin Becker die Ergebnisse des Projekts für sein Dissertationsvorhaben nutzt. Vor seiner Mitarbeit in dem Projekt hat er sich mit Versicherheitlichungsprozessen in der „Schweinegrippe“-(A/H1N1)-Pandemie der Jahre 2009/2010 im Untersuchungsraum Bonn und mit Praktiken der Gesundheitsvorsorge infolge der Versicherheitlichung der Kernenergienutzung am Beispiel der Städteregion Aachen beschäftigt.


Anmeldung zum Email-Newsletter

In der Phase, in der das Projekt durch die DFG gefördert wird, erscheint alle drei Monate ein Projektnewsletter. Wenn Sie diesen erhalten möchten, senden Sie bitte eine Nachricht an: sympa@listen.uni-bonn.de

Bitte verwenden Sie hierbei den folgenden Betreff: subscribe giub-migequa


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