Profilschwerpunkt Risiko

Der Forschungsschwerpunkt „Risiko“ am Geographischen Institut ist an der Schnittstelle zwischen Natur und Gesellschaft angesiedelt und ermöglicht somit einen Brückenschlag zwischen der naturwissenschaftlich ausgerichteten physisch-geographischen Prozessforschung und der sozial- und kulturwissenschaftlich orientierten Humangeographie.

Risiko ist ein schillernder Begriff in der Gesellschaft und die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Risikothemen ist heute in vielen Disziplinen verankert. In der Geographie sind Risikothemen durch natur- und sozialwissenschaftliche Ansätze fester Bestandteil der Forschung und Lehre. Veränderungen in der Frequenz und Magnitude von natürlichen Prozessen auf und unterhalb der Erdoberfläche, eine Verminderung der Qualität von Ökosystemen oder sozial-ökonomische Veränderungen können bestehende Gefahren und Risiken weiter verschärfen. Diese Veränderungen und Verschärfungen können Konfliktkonstellationen und Risikodiskurse befeuern. Auch systemische Risiken und Multirisiken, ausgelöst durch kaskadierende Effekte, können Risiken verschärfen sowie neue, global wirksame Risiken generieren. Sie machen neue Strukturen der Governance (Steuerung) erforderlich.

Zerstörte Brücke im Ahrtal nach der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021
© Christiane Stephan/GIUB

Der Profilschwerpunkt „Risiko“ fokussiert zum einen auf sogenannte „Naturgefahren“ (zum Beispiel Erdbeben, Hochwasser, Stürme), worunter sowohl Extremereignisse wie auch schleichende Prozesse (zum Beispiel Bodenerosion, Klimawandel und Permafrostdegradation, Degradation von Ressourcen und Ökosystemfunktionen) fallen. Zum anderen stehen Konzepte der Vulnerabilität und Resilienz unter Einbezug von Risikoelementen bzw. deren Exposition in unterschiedlichen Regionen und Gesellschaften im Fokus. Mit Hilfe von theoretischen Diskursen, empirischen Erhebungen, räumlichen Analysen und Modellierungen werden die unterschiedlichen Facetten des Begriffes „Risiko“ beleuchtet – diese reichen von der Grundlagenforschung bis zur Angewandten Forschung.

Das Geographische Institut kann auf eine langjährige Risikoforschung in einer Vielzahl von Projekten zurückblicken. Diese werden von unterschiedlichen Förderinstitutionen unterstützt; unter anderem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), der Europäischen Union (EU) und dem Land Nordrhein-Westfalen. Sie beschäftigen sich mit Hochwasser (Wiederkehrintervalle, Ausweisung von Überschwemmungsflächen, Managementstrategien), Murgängen und Felsstürzen als Folge des Klimawandels, einem „Atlas zur Vulnerabilität und Resilienz“, Hangrutschungen oder der Permafrostdegradation in Hochgebirgen. Auch gesellschaftliche Anforderungen an das Risikomanagement in der Raumplanung werden untersucht; ebenso Gesundheitsrisiken und Pandemien sowie Fragen der Ernährungssicherheit. Der Fokus liegt je nach Projekt auf der physisch-geographischen Prozessforschung, auf sozial- und kulturwissenschaftlichen Diskursen oder ist an der Schnittstelle angesiedelt.

Die Risikoforschung am Geographischen Institut ist sowohl mit anderen Fächern an der Universität Bonn vernetzt, wie auch mit anderen in der Region tätigen Arbeitsgruppen im Geoverbund Aachen-Bonn-Cologne/Jülich (ABC/J). Das Institut engagiert sich als Gründungsmitglied im Hochwasser-Kompetenz-Centrum Köln; es bestehen Kooperationen und/oder Mitgliedschaften mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), dem Deutschen Komitee für Katastrophenvorsorge (DKKV), mit der United Nations University (Institute for Environment and Human Security), den in Bonn beheimateten Einrichtungen der Vereinten Nationen (United Nations-Water Decade Programme on Capacity Development, United Nations Convention to Combat Desertification, United Nation Framework Convention on Climate Change), der Stadt Bonn (Amt für Internationales und globale Nachhaltigkeit) und Instituten der Partneruniversitäten in Aachen und Köln sowie des Forschungszentrums Jülich.

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Lothar Schrott

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